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Gesundheit - was ist das?

Jeder hat sie und oft wird sie erst vermisst, wenn sie nicht mehr da ist. Gerhard Uhlenbruck (*1929, deutscher Immunologe und Aphoristiker) hat einmal gesagt: «Krankheit spürt man, Gesundheit nicht.»

Was also ist Gesundheit?

Beschäftigt man sich mit dem Thema, stellt man schnell fest, dass es gar nicht so einfach ist, Gesundheit zu definieren. Je nach wissenschaftlichem, sozialem und historischem Hintergrund können Definitionen mehr oder weniger voneinander abweichen. Da Gesetze immer ein Spiegelbild der Gesellschaft sind, die diese erschaffen, lohnt es sich oftmals, dort nachzuschlagen. Interessanterweise sieht der deutsche Gesetzgeber bewusst davon ab, Gesundheit – so wie auch Krankheit – zu definieren. Er geht vielmehr davon aus, dass beide Begriffe einem ständigen Wandel unterzogen sind, und überlässt die Klärung der Rechtsprechung und der laufenden Praxis. Gesundheit wird dabei oft als Zustand beschrieben, der dem Einzelnen die Ausübung der körperlichen und geistigen Funktionen ermöglicht. Krankheit gilt als ein regelwidriger Körper- oder Geisteszustand, der die Notwendigkeit einer Heilbehandlung, eine Arbeitsunfähigkeit oder beides zur Folge hat (vgl. BSG SozR 3 – 2500 § 27 Nr 5). Auch das Schweizer Sozialversicherungsrecht definiert Krankheit (SR 830.1 Abs. 2). Eine Definition für Gesundheit gibt es hingegen auch hier nicht.

Die WHO hat den Begriff der Gesundheit dagegen bei ihrer Gründung im Jahr 1984 definiert und seitdem mehrmals angepasst. 2005 wurde das soziale Wohlergehen als feste Voraussetzung von Gesundheit in der Verfassung verankert. «Health is a state of complete physical, mental and social well-being and not merely the absence of disease or infirmity.»

Was Gesundheit ist, wird nicht nur unterschiedlich definiert, die Definition unterliegt offensichtlich auch einem ständigen Wandel. Im Wesentlichen lassen sich jedoch drei Kategorien unterscheiden:

In der ersten Kategorie wird Gesundheit als Abwesenheit von Krankheit oder Beeinträchtigung definiert: Gerade am Arbeitsplatz kann man das immer wieder erleben. Gesundheit wird als Abwesenheit von Krankheit und damit als Fähigkeit zur Arbeit angesehen. Solange ein Mitarbeiter arbeitet, werden offensichtliche Symptome von Vorgesetzten, aber vor allem von den betroffenen Mitarbeitern selber regelmässig und so lange wie möglich ignoriert.

In der zweiten Kategorie, unter die auch die Definition der WHO fällt, ist Gesundheit ein Status, der es dem Individuum erlaubt, adäquat die Herausforderungen des täglichen Lebens zu meistern. Die Abwesenheit von Krankheit und Beeinträchtigung wird impliziert.

In einer dritten Kategorie ist Gesundheit ein Status, bei dem der Mensch ein inneres Gleichgewicht erlangt und im Einklang mit seiner sozialen und physikalischen Umgebung steht.

Ein Beispiel für diese Kategorie ist der Ayurveda. Das traditionelle Heil- und Gesundheitssystem aus Indien definiert Gesundheit über das Sanskrit-Wort «svastha»: Dabei steht «sva» für das englische «self» und «stha» für das englische «established», was mit «beeing by yourself» oder «in sich selbst ruhend» übersetzt werden kann. Sushruta, ein Arzt der vermutlich irgendwann zwischen 1200 vor Christus und 600 vor Christus lebte und bereits damals über 300 verschiedene Operationen und medizinische Instrumente in der Schrift «Sushruta Samhita» beschrieben hat, definierte einen gesunden Menschen wie folgt: «Balanced doshas (Bioenergien), balanced agni (Verdauungsfeuer), balanced dhatus (Gewebe), proper elimination of wastes, a blissful mind, soul, and senses, and one who is established in self is thus called a healthy person.» (Sushruta Samhita, XV 38)

Je nachdem, welche Gesundheitsdefinition man verfolgt, ergeben sich daraus unterschiedliche Konsequenzen für den Umgang mit und die Förderung von Gesundheit.

Gesundheit ist ein andauernder Prozess, denn jeden Augenblick erwerben wir sie uns neu.

Bleiben Sie gesund!