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Wenn Unternehmen über Nacht Hunderte von EHS-Managern beschäftigen, die sie gar nicht eingestellt haben

Genau das ist vor einem Jahr passiert, als so viele Mitarbeiter wie möglich aufgrund der Corona-Pandemie ins Homeoffice geschickt wurden.

Indem Unternehmen ihrer primären Pflicht nachgekommen sind, Mitarbeiter vor einer Ansteckung zu schützen, wurden über Nacht Hunderte von EHS (Environmental Health and Safety)-Managern implementiert, die sich nun eigenverantwortlich um Arbeitsumfeld, Gesundheit und Sicherheit kümmern sollten. Natürlich war zu Beginn der Pandemie der Fokus richtigerweise die Vermeidung von Ansteckung und ist es heute auch immer noch. Wenn sich Organisationen und Menschen in einem Ausnahmezustand befinden, dann treten andere Dinge aus der Gesundheitsförderung in den Hintergrund. Themen wie, ob der Küchenstuhl alle ergonomischen Anforderungen erfüllt oder welche Regeln im Grossraumbüro gelten, wenn sich eine vierköpfige Familie den Wohnzimmertisch zum Arbeiten und Lernen teilt, sind faktisch belastend, aber gerade nicht auf der Agenda eines Unternehmens.

Nachdem sich nach über zwölf Monaten eine gewisse Normalität eingestellt hat, ist es jetzt an der Zeit, dass Unternehmen ihre «EHS-Manager» aus- und weiterbilden. Die herkömmlichen Gesundheitsförderungsprogramme, soweit vor der Pandemie überhaupt vorhanden, greifen für diese Gruppe von Arbeitnehmern nicht mehr. Jetzt zählt nur noch, was digital und zeitlich flexibel die Bedürfnisse der Arbeitnehmer erfüllt. Und genau hier liegt die Herausforderung. Digital lässt sich inzwischen vieles umsetzten, was vor einem Jahr undenkbar gewesen wäre. Macht es aber Sinn, Mitarbeiter, die den ganzen Tag vor einem Bildschirm sitzen und von einer Videokonferenz zur nächsten gehen, schon wieder zu einem Onlinekurs einzuladen?

Was brauchen Menschen im Homeoffice, um gesund und glücklich zu sein?

Um es gleich vorwegzunehmen: Die perfekte Lösung gibt es aus Unternehmenssicht nicht. Die gibt es nur aus der Sicht des Einzelnen. Selbstverantwortung hat somit schon ihre Berechtigung. Unternehmen können Wissen vermitteln, Anstösse geben und die «Herde» zusammentreiben. Wir Menschen sind nun einmal Herdentiere und wollen zu einer Gruppe gehören. Ob uns dann gefällt, was wir sehen, ist eine ganz andere Frage. Daher: Augen auf bei der Berufs- und Arbeitgeberwahl!

Was passiert nun mit uns Menschen, wenn die Herde über Nacht weg ist? Glaubt man den vielen Umfragen, dann wollen die meisten nach zwölf Monaten Homeoffice am liebsten zwei bis drei Tage im Büro arbeiten (um ihre «Herde» zu treffen) und den Rest der Woche (in Ruhe) im Homeoffice arbeiten.

Aber zurück zu den Inhalten (Wissen und Anstösse), die ein Arbeitgeber neben der Herde (Motivation und Zugehörigkeit) zur Verfügung stellen kann. Das Stichwort ist – PRÄVENTION, bestehend aus Gesundheitsförderung, Krankheitsvermeidung, Förderung von Langlebigkeit und Verjüngung. Bevor sich Arbeitgeber mit den Details der Prävention beschäftigen, genügt es für den Anfang, sich auf die drei Dinge zu fokussieren, die Menschen zwingend zum Leben benötigen. Wir sterben unweigerlich, wenn wir aufhören zu atmen, zu essen oder kein Sonnenlicht bekommen. Sind Quantität, Qualität und Umsetzung durch unseren Körper nicht ausreichend, werden wir krank.

Zum Thema Nahrung hier nur so viel: «Du bist, was du verdaust.» Jede Zelle in unserem Körper war irgendwann einmal ein Bestandteil unserer Nahrung. Das beste Bioprodukt ist eine verschwendete Ressource, wenn es durch die individuelle Verdauung nicht umfassend aufgespalten wird und die Reste vollständig entsorgt werden können. Der Ayurveda geht davon aus, dass 40% aller Erkrankungen vermieden werden können, wenn die individuell passende Nahrung gefunden ist. Wenn ein Unternehmen den Bereich «Ernährung» zum Bestandteil seiner Gesundheitsförderung machen möchte, dann können drei Mitarbeitergruppen angesprochen werden: diejenigen, die sich zu viel mit dem Thema Nahrung beschäftigen, diejenigen, die sich zu wenig mit dem Thema Nahrung beschäftigen, und diejenigen, die schon vieles richtig machen.

Beim Thema Sonnenlicht kann man an Winter-Blues denken, da viele die Symptome schon selbst erlebt haben. Bekommt man im Winter aus natürlichen Gründen zu wenig Sonnenlicht, wird man schneller antriebslos und missgelaunt, ohne richtig depressiv zu sein. Man wird müde und hat gesteigerten Appetit und Heisshunger nach Kohlehydraten (vor allem Süssem) und vernachlässigt soziale Kontakte. Zum Glück sind die meisten Homeoffice-Lösungen nicht in fensterlosen Einkaufszentren. Denn dann würden Arbeitgeber vor ganz anderen Herausforderungen stehen. So können sie ihre Mitarbeiter immer wieder darin bestätigen, dass eine Videokonferenz auf dem Balkon oder eine Pause, um wirklich das Haus zu verlassen, auch ausserhalb der Mittagspause okay sind. Das neue «Normal» ist bereits wieder Routine geworden und vieles, was vor zwölf Monaten okay gewesen ist, ist es heute schon nicht mehr.

Mit Blick auf die Atmung dürften die Mitarbeiter im Homeoffice nicht auf Luft aus Umwälzpumpen und Klimaanlagen angewiesen sein und auch die Luftqualität sollte nicht das Problem sein. Vielmehr geht es um die Qualität der Atmung, die es verdient, betrachtet zu werden. Hier nur ein einziger Hinweis: Die meisten Menschen atmen bei Stress flach ein, was bereits vieles negativ beeinflusst. Von einer tiefen Ausatmung ganz abgesehen. Dabei ist die menschliche Lunge das grösste Organ, das den Körper über die Ausatmung entsäuert. Wenn Menschen ein paarmal am Tag bewusst länger aus- statt einatmen, wird sich das positiv z.B. auf den Säure-Basen-Haushalt auswirken. Arbeitgeber können auch zu diesem Thema aufklären und ihre Mitarbeiter immer wieder motivieren.